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Spanische Höflichkeit ist …

den Gast vor dem leeren Glas sitzen zu lassen.

Tatsächlich könnten Sie hier in Vinaròs mit nur einem Getränk den ganzen Tag unbehelligt in der Bar sitzen bleiben. (Also ausprobiert habe ich es nicht, aber ich habe mir das erklären lassen.)
Spanische Wirte oder Kellner empfinden es als unhöflich, auf den Gast zuzugehen und ihn zu fragen, ob er „noch ein Bierchen oder einen Wein“ haben möchte. Der Spanier empfindet dies als aufdringlich. In Touristengebieten sieht das allerdings schon anders aus

Deshalb: Wer besonders durstig ist und noch einen zweiten Vino oder ein zweites Caña trinken möchte, sollte sich nicht über die Unaufmerksamkeit des Kellners ärgern, (die gar keine ist) sondern muss von sich aus in Aktion treten und bestellen. Üblich ist es allerdings, dass der Kellner, nachdem der Gast gegessen hat, ihn fragt, ob er ein „Postre“ (Dessert) möchte. Das ist ganz normal, man kann als Postre einen Orangensaft oder einen Kaffee oder auch etwas Süßes oder auch gar nichts bestellen. Da ist niemand beleidigt und der Wirt will einem auch nichts aufdrängen, wie wir Deutschen das gerne empfinden.
Ach, im Übrigen ist zu beobachten, dass hier immer öfter zum Cafe solo (also dem normalen kleinen Kaffee, den man bekommt, wenn man nur einen „Cafe“ bestellt) nun Espresso gesagt wird. Wer einen nicht so starken, aber von der Menge her größeren Kaffee ohne Milch möchte, bestellt nach wie vor einen Cafe americano (einen Amerikaner für die Deutschen – immer wieder ein Schenkelklopfer in unserer Bar). Aber ich glaube Cafe con Leche ist das wahre Nationalgetränk hier.

Schwarzbrot-Entzug

Ja, ja Spanien, das Land des Weißbrots! Nicht, dass ich etwas gegen Baguette, pan und Konsorten hätte – nein schmeckt super! Aber ich muss schon sagen, dass das etwas einseitige Brotangebot – speziell in der Region Valencia – doch schon einen kleinen „Schwarzbrot-Entzug“ aufkommen lässt.

Spätestens nach drei Monaten ist die Sehnsucht dann schon ziemlich groß und man stürzt sich auf jedes etwas dunkler gebackene Baguette in der Hoffnung…. Aber fürs erste reicht durchaus auch ein Vollkornbrot, das man in Vinaròs wirklich günstig – abgepackt – z. B. im Aldi (etwas außerhalb beim neuen Decathlon) oder im Lidl bekommt. Der Coaliment führt es ebenfalls, jedoch sehr, sehr teuer. Aber in der Not frisst der Teufel ja bekanntlich Fliegen.

Alle ihr, die ihr nun in Vinaròs eure Auszeit verbringt, könnt jedoch aufatmen:

Die Bäckerei „San Agustin“ – direkt am Marktplatz – hat Montag, Mittwoch und Freitag pan aleman, spricht „Schwarzbrot“, das allerdings so gegen 10:30 Uhr oft schon ausverkauft ist.

Das pan aleman gibt es in zwei Sorten – einmal mit Körnern, das ist ein wenig heller und ein etwas dunkleres Brot. Also damit kommt man bestens über den Entzug hinweg. Wie in Spanien üblich, können Sie es sich natürlich direkt beim Bäcker auch schneiden lassen, dann haben Sie die Brösel nicht überall in der Küche herumfliegen und schlagen den Ameisen im Hochsommer ein Schnippchen!

Dennoch muss ich gestehen, dass das, worauf ich mich nach dem Auszeitjahr am meisten in der Heimat gefreut habe, ein Bauernbrot und ein Glas Frankenwein war.

Dahoam is dahoam!

So sieht die Bäckerei von außen aus. Übrigens sind die Croissants dort auch riesig und echt super

pan aleman in Vinaròs
Bäckerei San Agustin mit pan aleman – Montag, Mittwoch, Freitag

Siesta

Tja, das ist natürlich etwas, an das wir Deutsche uns nur schlecht gewöhnen können. Mitten am Tag sind sämtliche Geschäfte einfach mal für 4 Stunden geschlossen und machen erst abends wieder auf.

Also, wenn Sie etwas planen, rechnen Sie damit, dass zwischen 13:00 Uhr und 17:00 Uhr nichts geht. Läden, Bäcker, Fleischer, Friseur, Reisebüro, Drogerie, Apotheke… jeder macht Siesta.

Kleinere Supermärkte sind ebenfalls geschlossen, die großen, wie carrefour, Lidl oder Aldi oder Simply sind natürlich durchgehend – sogar bis gegen 21:30 Uhr geöffnet.

Bars, Restaurants oder Cafes sind meitens während der Siesta-Zeit offen (kleinere Bars machen auch gerne zu)

Sollten Sie sich also auf einem Ausflug in dörflicher Gegend befinden und sich einbilden, sich kurz nach 13:00 Uhr einen schönen Snack und ein Wasser irgendwo besorgen zu wollen – vergessen Sie es! Vorher Planen und von zuhause MITNEHMEN ist oberstes Gebot oder Ihr Timing muss echt gut sein.

Wir in Deutschland können uns gar nicht vorstellen, dass eine kleine Stadt mitten am Tag einfach mal für 4 Stunden absolut tot ist. Niemand ist zu sehen und die Gitter sind vor jedem Laden heruntergelassen. In Dörfern kommt es einem noch krasser vor. Nix zu sehen, nix zu hören, nix zu kaufen.

Aber gegen 17:00 Uhr gehen die Rollos wieder nach oben und um die Zeit herum, wenn wir Deutschen schon langsam an „Feierabend“ denken, müssen die Spanier erst noch ein wenig ranklotzen. Auf einmal sind alle geschäftig und frisch gestylt unterwegs, gestikulieren, diskutieren, kaufen, bummeln oder sitzen auf dem Marktplatz und trinken einen Kaffee – ganz so, wie das eigentlich bei uns das tagsüber zu beobachten ist.

Tja – andere Länder andere Sitten. Interessant ist es auf jeden Fall, diese kennenzulernen!

Semana Santa in Vinaròs

Wie überall in Spanien wird auch hier in Vinaròs die Semana Santa mit Prozessionen begangen. Am Gründonnerstag und am Karfreitag finden die Hauptprozessionen statt, an denen die gewaltigen „Heiligenfiguren“, getragen auf den Rücken vieler Menschen, publikumswirksam die Kirche verlassen.

Anders als bei uns in Deutschland finden die Prozessionen bei Einbruch der Dunkelheit statt und wirken für mich dadurch besonders düster, aber auch feierlich. Ebenfalls anders als bei uns nehmen hunderte von Personen aktiv an diesen Prozessionen teil und ziehen durch die Straßen, die mit Zuschauern vollgestopft sind.

Mitglieder sämtlicher kirchlicher Bruderschaften kommen hier zusammen und faszinieren durch ihre  etwas unheimliche „Verkleidung“ die Zuschauer. Sie sind in weite, bodenlange Tuniken gehüllt und tragen eine spitze Haube auf dem Kopf. Das Gesicht ist ebenfalls von dieser Kapuze verhüllt und durch die zwei Augenschlitze wirken die Gestalten noch bedrohlicher.

Ich habe nachgelesen, dass diese die Büßer darstellen und die Vermummung der Anonymität des Bußaktes dienen soll. Offenbar gibt es unterschiedliche Arten von Büßern, nämlich diejenigen, deren spitze Hauben nach oben ragen. Sie werden „Nazarenos“ genannt.

Dann gibt’s noch diejenigen, deren spitze Hauben nach hinten unten hängen, das sind die „Penitentes“. Sie tragen ein Holzkreuz auf dem Rücken. Aber ehrlich gesagt, habe ich in Vinaròs keinen mit einem Kreuz oder einer hängenden Kapuze gesehen. Nur Spitzhauben oder gar keine.

Dann gibt’s noch diejenigen, die die schweren Heiligenfiguren, die auf riesigen Holzkonstruktionen befestigt sind, auf ihren Schultern tragen. Sie heißen „Costaleros“. Also die wissen sicherlich nach der Prozession, was sie getan haben. Sogar Frauen scheuen vor diesem Knochenjob nicht zurück – Respekt. Nachdem manche Träger komplett unter der Holzkonstruktion verschwinden, sehen sie natürlich nicht, wo es langgeht. Deshalb werden Kommandos gerufen. Auch zum Auf- und Absetzen der tonnenschweren Skulpturen gibt es Kommandos, sodass auch wirklich alle gleichzeitig anheben und absetzen. Vielleicht eine Region, in der sich Osteopathen niederlassen sollten?

Auch Trommelgruppen und eine Musikkapelle begleiteten die Prozession in Vinaròs. Jeder Schritt der Büßer wurde mit einem Trommelschlag begleitet. Da ansonsten Schweigen auf den Straßen herrschte, wirkte das schon etwas düster, aber auch exotisch!

Karfreitagsprozession Vinaròs

Karfreitagsprozession in Vinaròs
Büßer mit roten Spitzhauben
Semana Santa Vinaròs
Manche Heiligenfiguren waren auf einem Gerüst mit Rädern befestigt, sodass die Männer nicht tragen, sondern ziehen, schieben oder nur lenken mussten.
Semana Santa Costa del Azahar
sehr farbenfroh – trotzdem irgendwie unheimlich
Vinaròs Karfreitag
Offenbar herrscht innerhalb der Bruderschaften eine Rangfolge. Die „dienstältesten“ Büßer dürfen näher an der Heiligenfiguer laufen; diejenigen, die noch nicht sooo würdig sind, werden weiter entfernt vom Heiligsten positioniert.

 

Sopa tortilla de Arroz – ein Rezept von Marta von der Bar La Playa in Vinaròs

Nachdem meine spanischen Sprachkenntnisse nicht so der Brüller sind, haben Marta und ich eine Kochsession gemacht und unter anderem dieses von ihr kreierte Rezept gekocht, sodass ich es aufschreiben konnte und nun weitergeben kann. Einfach – innovativ – superlecker. Wie Spanien eben ist. Buen Provecho!

Zutaten für 4 Personen:

4 Eier
Öl (z. B. spanisches Olivenöl)
8 handvoll Reiskörner
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
EL Tomate frito
Schuss Weißwein
1 L Wasser
1 oder 2 Brühwürfel

 

Pfanne erhitzen, Öl hinein geben,
1 Ei verklöppeln und in die Pfanne schütten.

Zwei Handvoll Reiskörner auf dem noch glibberigen Ei verteilen.
Ei 3fach zusammenfalten und auf einen Teller legen. (Der Reis ist natürlich noch roh auf dem Ei)
(wenn Sie 4 Personen sind, machen sie eben 4 Tortillas auf diese Art)

Pfanne heiß lassen.

1 gehackte Zwiebel in Öl anbraten
1 gehackte Knoblauchzehe zufügen (kann natürlich auch mehr sein!),
1 Esslöffel Tomate frito (oder wenns das nicht gibt, Tomatensoße oder -püree ) hinzufügen.
einen Schuss Weißwein hinzufügen
kurz köcheln, dann alles in einen Topf umschütten.
1 Liter Wasser der Zwiebel-Tomaten-Knoblauch-Wein-Mischung zufügen
mit dem Pürierstab alles mixen
aufkochen
1 oder 2 Brühwürfel hineingeben und die Tortilla(s) in die kochende Brühe legen.
kochen
Nach ½ Stunde die Hitze reduzieren und die Tortillas mit einer Gabel zu Stücken zerteilen.
Wenn sich die Brühe reduziert hat, einfach 2 Gläser Wasser zufügen
Dann eine weitere 1/2 Stunde kochen

Fertig ist die „Sopa tortilla de Arroz de Marta“- mit der man sich an kalten Winterabenden den Bauch wärmen kann.

IMGP5321 Sopa Tortilla de Arroz_Seelenbaumlerin

Langostinos de Vinaròs – SPEZIALITÄT und Wahrzeichen

Die Langostinos von Vinaròs (das sind Gambas, nur größer) sind das Markenzeichen dieses kleinen Städtchens am Mittelmeer. Nirgendwo anders sind die Langostinos so zart und fein im Geschmack, wie hier.

In der Regel kauft man sie hier bereits gekocht (cocido) was man an der roten Farbe erkennen kann. In den Supermärkten werden die Langostinos gefroren in der Kühltheke oder frisch an der Fischtheke verkauft, wobei die, die in der Frischetheke liegen, auch schon eingefroren waren (habe ich beim Mercadona gesehen).

Mir schmecken sie trotzdem, die aus der Tiefkühltruhe habe ich noch nicht probiert. Meistens findet sich direkt neben der Fischtheke eine Kühltheke in der ebenfalls frischer Fisch, aber bereits abgepackt verkauft wird. Interessanterweise finde ich die Qualität dieser abgepackten Ware fast besser als von der Frisch-Theke. Das ist auch eine gute Alternative, wenn man seinen Sprachkenntnissen nicht traut. Einfach in den Wagen und fertig.

In der Markthalle (Mercat) können Sie auch fangfrische – noch nicht gekochte Langostinos erwerben.

1 kg Langostinos kosten im Supermarkt etwa 9,00 Euro, das ist echt in Ordnung. In den Bars bezahlen Sie beispielsweise  für „Langostinos salado“, also für gesalzene Langostinos – durchaus pro Stück 1,– Euro oder etwas mehr.

Aber was spricht dagegen sie in Alufolie – mit einem guten Schuss Öl, viel kleingeschnittenem Knoblauch, einem Zweig Rosmarin und vielleicht noch 2 oder 3 dünnen Scheiben Zitrone einfach im Ofen für etwa 10 Minuten zu garen. Das ist ruckzuck fertig und schmeckt wie der Süden selbst. Leckere Mahlzeit in der Auszeit!

März Impressionen im Norden von Vinaròs

A las once oder GEDULD

Gut ist natürlich, wenn man schon darauf gefasst ist, dass nicht nur in der Siesta-Zeit nix geht, sondern auch, wenn ganz Spanien „A las once“ macht.

Jaaa – vormittags um 11:00 Uhr machen die Spanier ein kleines Päuschen, schnabulieren Tapas in einer Bar oder am Arbeitsplatz, trinken einen vino oder einen Kaffee und kommen irgendwann ganz gemächlich zu ihrem Arbeitsplatz zurück. Besonders spannend finde ich das auf der Post – dort bleibt die Menschenschlange, deren einzelne Glieder tatsächlich eine Nummer gezogen haben, um irgendwann dranzukommen, ganz geduldig stehen, bis der Schalter dann eben wieder besetzt wird.

Manchmal kaut der Angestellte noch gemächlich wenn er vom Nebenraum reinkommt und macht einen entspannten Witz mit seinem Arbeitskollegen, bevor er sich umständlich und wiederum gemächlich auf seinen Stuhl setzt. Dann aber braucht er noch einen Moment – der durchaus so 2 bis 3 Minuten dauern kann, um in seinen Schubladen zu kramen, die Dinge darin hin und herzuschieben, zu sichten, was sich darin befindet, bevor er auf den Knopf drückt, sodass die Nummern-Leuchtanzeige auf den nächsten Kunden umspringt.

Entspannt und mit der Zunge noch ein wenig in seinen Zähnen puhlend lächelt er nun den Glücklichen an, der endlich drankommt.

Es ist schön, keine gestressten Leute in den Behörden oder Läden zu sehen. Richtig schön.

günstiger leben im Ausland??

Ja, was soll ich sagen: willkommen in der Wirklichkeit; denn wirklich günstiger wird das Leben im Ausland erst, wenn Sie „abspecken“ – leider.

Aber ich vermute mal, dass Sie das bereits vermutet haben. So könnte die Fastenkur aussehen:

  • Günstigere Wohnung/Haus als zuhause,
  • weniger Autos als zuhause
  • weniger Versicherungsbeiträge zahlen
  • weniger Sparverträge bedienen
  • weniger Kleidung und Luxusartikel kaufen
  • weniger oft zum Essen gehen
  • weniger Schönheitssalons etc. besuchen
  • weniger Alkohol trinken (oder günstigeren)
  • weniger teure Lebensmittel kaufen
  • weniger – oder besser gar nicht- rauchen.

Darauf zu vertrauen, dass die Lebenshaltungskosten im Ausland viel niedriger sind, haut nicht hin. Logisch sind die Orangen oder Tomaten in Spanien günstiger als bei uns in Deutschland – auch die Auswahl und Qualität ist eine ganz andere. Aber viele Dinge, sind auch um einiges teurer und man kauft sie trotzdem!

Hier an der Costa del Azahar, in Vinaròs , gibt es z. B. wahnsinnig leckere Langostinos (das sind die Riesen-Garnelen die man schälen muss). Das Kilo im Supermarkt kostet nur 9,00 Euro. Das ist echt ein Schnäppchen – aber zuhause hätte ich mir so etwas trotzdem nie geleistet. Hier schon, denn es gehört zum Leben am Meer einfach dazu.

Aber wenn diese Tierchen jetzt jeden Tag essen würde, hätte ich – abgesehen von einem Eiweißschock – auch den Schock des leeren Geldbeutels.

Also pauschal können Sie die Lebensmittelkosten von zuhause aus schlecht kalkulieren, da auch Ihre Gewohnheiten meist andere werden. Deshalb planen Sie am besten den gleichen Betrag in das Budget ein, das Sie monatlich zuhause benötigen würden, dann sind Sie auf der sicheren Seite.