Wie überall in Spanien wird auch hier in Vinaròs die Semana Santa mit Prozessionen begangen. Am Gründonnerstag und am Karfreitag finden die Hauptprozessionen statt, an denen die gewaltigen „Heiligenfiguren“, getragen auf den Rücken vieler Menschen, publikumswirksam die Kirche verlassen.
Anders als bei uns in Deutschland finden die Prozessionen bei Einbruch der Dunkelheit statt und wirken für mich dadurch besonders düster, aber auch feierlich. Ebenfalls anders als bei uns nehmen hunderte von Personen aktiv an diesen Prozessionen teil und ziehen durch die Straßen, die mit Zuschauern vollgestopft sind.
Mitglieder sämtlicher kirchlicher Bruderschaften kommen hier zusammen und faszinieren durch ihre etwas unheimliche „Verkleidung“ die Zuschauer. Sie sind in weite, bodenlange Tuniken gehüllt und tragen eine spitze Haube auf dem Kopf. Das Gesicht ist ebenfalls von dieser Kapuze verhüllt und durch die zwei Augenschlitze wirken die Gestalten noch bedrohlicher.
Ich habe nachgelesen, dass diese die Büßer darstellen und die Vermummung der Anonymität des Bußaktes dienen soll. Offenbar gibt es unterschiedliche Arten von Büßern, nämlich diejenigen, deren spitze Hauben nach oben ragen. Sie werden „Nazarenos“ genannt.
Dann gibt’s noch diejenigen, deren spitze Hauben nach hinten unten hängen, das sind die „Penitentes“. Sie tragen ein Holzkreuz auf dem Rücken. Aber ehrlich gesagt, habe ich in Vinaròs keinen mit einem Kreuz oder einer hängenden Kapuze gesehen. Nur Spitzhauben oder gar keine.
Dann gibt’s noch diejenigen, die die schweren Heiligenfiguren, die auf riesigen Holzkonstruktionen befestigt sind, auf ihren Schultern tragen. Sie heißen „Costaleros“. Also die wissen sicherlich nach der Prozession, was sie getan haben. Sogar Frauen scheuen vor diesem Knochenjob nicht zurück – Respekt. Nachdem manche Träger komplett unter der Holzkonstruktion verschwinden, sehen sie natürlich nicht, wo es langgeht. Deshalb werden Kommandos gerufen. Auch zum Auf- und Absetzen der tonnenschweren Skulpturen gibt es Kommandos, sodass auch wirklich alle gleichzeitig anheben und absetzen. Vielleicht eine Region, in der sich Osteopathen niederlassen sollten?
Auch Trommelgruppen und eine Musikkapelle begleiteten die Prozession in Vinaròs. Jeder Schritt der Büßer wurde mit einem Trommelschlag begleitet. Da ansonsten Schweigen auf den Straßen herrschte, wirkte das schon etwas düster, aber auch exotisch!