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Der erste Tag im neuen Leben – einkaufen

Ich möchte natürlich keinen neidisch machen – aber es ist schon ein ganz besonderes Gefühl – insbesondere wenn man zum ersten Mal eine längere Auszeit macht, am ersten Morgen des neuen Lebens aufzuwachen. Oft braucht es ja ein wenig mehr Zeit, bis auch die Seele am Zielort angekommen ist. Aber dieses unglaubliche Gefühl von Freiheit, das Gefühl, sich einfach nach allen Richtungen ausbreiten zu können, werdet ihr sofort spüren und nicht mehr missen wollen.

Selbst Schlafmützen – wie mich – treibt es dann aus dem Bett, um auch ja nichts zu verpassen und um das erste Frühstück natürlich im Freien einzunehmen! Wie gesagt, sitze ich ja gemütlich im sonnigen spanischen Süden und habe da fast das ganze Jahr über leicht reden. Falls ihr irgendwo in der Arktis auszeitelt, wäre es sicherlich ratsam, euren Kaffee drinnen zu schlürfen – obwohl Eiscafe ist ja auch ganz lecker.

In der Regel steht am Anfang des neuen Lebens natürlich erst einmal ein Großeinkauf – es gilt Lebensmittel zu beschaffen und das tun wir Deutschen vorzugsweise in supergroßen günstigen Supergroßmärkten. Allerdings ist es bei dieser ersten Fahrt zum supergroßen Supermarkt in der Regel besser, wenn derjenige, der den besseren Orientierungssinn hat, sich ans Steuer setzt. Oft haben die supergroßen Supermärkte eine sehr verwirrende Straßen- und „Kreisel reiht sich an Kreisel“-Führung, bis man endlich auf dem Parkplatz landet, so dass man durchaus wertvolle Stunden beim Kreisen vergeuden kann.

Irgendwann – auch wenn der Orientierungsdepp der Fahrer ist – ist es aber geschafft: Das Auto steht auf einem großzügigen freien Parkplatz – vorsichtshalber möglichst weit weg vom Eingang, damit auch keiner das Auto beschädigen kann.

In den heiligen, meist ziemlich kühlen Hallen, bleibt einem dann aber – ob der Größe des Marktes – erst einmal die Spucke weg und selbst „Nicht-Gern-Einkäufer“ schlendern neugierig und entspannt durch die unzähligen Gänge. (Ok, vermutlich nicht durch alle). Man atmet das Flair des Südens und irgendwie fühlt man sich auch fast schon wie ein Einheimischer.

Mit der Zeit hat man sich dann doch einen Überblick verschafft, wie der neue künftige mediterrane Speiseplan aussehen könnte, aber auch die Angebotspallette im non food-Bereich ist abgespeichert. Für den Fall der Fälle.

In den fremdländischen Supermärkten ist es anfangs wie im Paradies: Schuhe reihen sich an Taschen, Kleidung an Schmuck, es gibt Sportzubehör, Fahrräder, Grillkohle, Malerzubehör, Wäschespinnen, Mikrowellen und was das tägliche – in diesem Fall spanische – Leben eben so ausmacht.

Selbstverständlich juckt das die Minimalisten unter uns keine fünf Minuten. Ebenfalls selbstverständlich sind sie – rein geldbeuteltechnisch – auch wieder klar im Vorteil. Aber: Wir sind ja im DAUERURLAUB! Genusstechnisch entgeht dieser Spezies doch ein ganz erheblicher Teil.

So ist es unabdingbar, dass der Einkauf im supergroßen Supermarkt auch ein supergroßer wird und man superzufrieden wieder „nach Hause“ fährt – wenn man zurück findet.

So solltet ihr es nicht tun – Erlebnisbericht

Klar möchte keiner gerne Maklerkosten bezahlen – so auch wir natürlich! Aber leider sind wir ganz schön hereingefallen, als wir uns auf eine private Ebay-Kleinanzeige hin, eine „kleine Finca auf dem Lande an der Costa Dorada mit 10.000 m² Grund, auf dem Zitrus-, Mandelbäume und Palmen stehen“, gemietet haben, ohne vorher hinzufliegen und es anzusehen.

Wir dachten echt an Schicksal, als uns die Besitzer – auch noch auf Deutsch! – in sehr nettem E-Mail-Verkehr mitteilten, dass der vorherige Interessent gerade abgesagt hätte und das Haus tatsächlich frei wäre.

Wir sahen uns auf dem richtigen Weg, da wir so ein tolles Domizil ohne Maklergebühr und auch noch zu einer unglaublich günstigen Monatsmiete bekommen sollten.

Nach einigem Schriftverkehr haben wir dann einen Mietvertrag aus der Ferne unterzeichnet – auch auf Deutsch – und unseren potenziellen Vermietern zugemailt. Auch die Kaution haben wir wie gewünscht bezahlt, denn wir waren sicher, dass es sich um ordentliche Leute handelte. Alles war für beide Seiten in Ordnung. Sogar einen Dauervertrag für die Mietzahlungen hatten wir schon so eingerichtet, dass die erste Mietzahlung pünktlich zum 1. des Monats auf deren Konto war. Alles korrekt, wie das bei uns Deutschen eben so ist.

Ihr ahnt es sicherlich schon: Als wir mit unserem voll beladenen Auto und Sack und Pack voller Erwartung und Vorfreude auf die Auszeit dort ankamen, hat uns der Schlag getroffen: Wir standen weniger vor einem Haus, als vor einer arg heruntergekommenen Hütte. Nach dem ersten Schock – auch über das doch etwas verwahrloste Aussehen der Besitzer, mit denen wir so nett kommuniziert hatten, betraten wir mit sehr gemischten Gefühlen das Innere der Hütte und sahen unsere Befürchtung bestätigt: es konnte  noch schlimmer kommen.

Die „Innenausstattung“, die aus schmutzigen, verlotterten und halbkaputten Möbeln und Geräten bestand, beschreibe ich hier lieber nicht näher, auch nicht die aufgerissenen Wände, denn es soll doch ein positiver Blog werden!! Bei näherer Betrachtung handelte es sich schon um die gleichen Möbel, wie auf den Fotos, die uns als aktuelle Fotos zugesandt wurden, aber eben 20 Jahre älter und vermutlich auch 20 Jahre nicht geputzt.

Eigentlich müsste ich es gar nicht mehr schreiben, denn Sie können es sich schon denken:

Die angekündigten 10.000 m² Grund bestanden aus Erd- und Steinhaufen, auf denen Müll lag, einem frisch gepflanzten Zitronenbäumchen, mit gerade mal einem Ästchen und einer kaputten Palme, in der der Palmenrüssler gerade sein wüstes Werk beendet hatte. Nach den Mandelbäumen haben wir nicht mehr gefragt.

Am allerschärfsten war jedoch, dass die beiden, denen das Haus gehört, noch richtig dort wohnten – eigentlich hatten sie es schon seit zwei Tagen an uns vermietet, aber irgendwie machten sie keine Anstalten auch wirklich aus dem Haus auszuziehen. Der Mann saß gemütlich auf „unserer“ Couch, schaute Fernsehen und seine Frau bereitete ihm einen cafe con leche zu, während wir mit unseren Koffern dastanden. Das war etwas schräg.

Auch die mit Fleischteilen und anderem nicht erkennbarem Zeug vollgestopfte Kühltruhe, deren Inhalt sie uns großzügigerweise komplett überlassen wollten, jagte uns einen Schauer über den Rücken.

Jedenfalls wussten wir nun nicht recht, was wir tun sollten, denn wir waren gerade 1600 km von Deutschland aus angereist, unsere Wohnung war anderweitig vermietet und unsere nötigsten Sachen würden in den nächsten Tagen per Spedition auf der „Finca“ angeliefert werden.

Tja, deshalb lösten wir unseren Mietvertrag an Ort und Stelle auf, verabschiedeten wir uns höflich und quartierten uns erst mal in einem Hotel in der nächstgelegenen Stadt ein, um zu überlegen wie es weitergehen sollte.

Das ordentliche Hotelzimmer und das saubere Badezimmer ließen uns wieder zu uns selbst kommen und nach einigen Beruhigungs-Cervezas konnten wir sehr gut schlafen.