So eine Auszeit will natürlich ordentlich geplant sein und selbstverständlich braucht man auch ein paar Kröten dafür, sonst scheitert es vielleicht schon an der Autobahngebühr…
Damit Sie erkennen, dass es gar nicht sooo dramatisch ist, ein Auszeitjahr zu planen, habe ich die 10 Hauptpunkte, nach denen grob vorgegangen werden kann, zusammengestellt.
- 1. Bereitschaft zum Loslassen
- 2. Partner überzeugen
- 3. Finanzen planen
- 4. Stichtag/Abfahrtstag festlegen
- 5. Ziel festlegen
- 6. Haus/Unterkunftsuche
- 7 .Ansehen oder nicht – ein Kurztrip sollte geplant werden
- 8. Was mache ich mit meiner Wohnung/Haus?
- 9. Beiladungsangebote einholen – Spediteur beauftragen
- 10. Packen – Budder bei de Fisch
1. Bereitschaft zum Loslassen
Im Grunde genommen, steht am Anfang eine gewisse Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation, aber häufig auch eine Krankheit, die einen zwingt, sein Leben zu überdenken.
Der Wunsch nach einer Auszeit entsteht und damit auch die Bereitschaft, alles was das Leben bisher geprägt und begleitet hat – sei es positiv oder negativ – doch zumindest für einen längeren Zeitraum zurückzulassen.
Da sind die Familie, Freunde, der Arbeitsplatz, das Haus oder die Wohnung, vielleicht ein Auto, das bei längerer Abwesenheit untergestellt oder verkauft werdeb müsste, die Wohnungseinrichtung, der bequeme Fernsehsessel, die DVD-Sammlung – obwohl die könnten Sie auch mitnehmen – und andere liebgewonnene Utensilien, von denen man gar nicht gemerkt hatte, dass man sie lieb gewonnen hat.
Vorausgesetzt, Sie wollen Ihr Auszeitjahr nicht in den eigenen vier Wänden verbringen, beinhaltet dies natürlich auch einen Ortswechsel.
Natürlich könnten Sie auch die wichtigsten Dinge per Spedition in eure Auszeit mitnehmen – aber je mehr mitkommt, desto teurer und aufwändiger wird natürlich der Langzeiturlaub. Nicht nur für eine größere Wohnung/Haus vor Ort, sondern auch für den Transport der Utensilien hin und zurück müsste mehr berappt werden – ganz zu schweigen von der Packerei! Deshalb sind in diesem Punkt die Minimalisten ganz klar im Vorteil.
Bei unserem ersten Auszeitjahr auf Mallorca vor einigen Jahren hatten wir sogar unser Klavier auf dem Dachgepäckträger des Autos mitgezerrt. (Es goss während der ganzen Hinfahrt in Strömen und wir waren doch sehr in Sorge um unser gutes Stück). Das war ziemlich stressig – insbesondere deshalb, weil wir in Barcelona so vollbepackt ein gefundenes Fressen für die Banden der Reifenaufstecher und Taschenklauer waren. Aber das ist eine andere Geschichte.
2. Partner überzeugen
Vorteilhaft ist es auf alle Fälle, wenn der Partner, sofern man einen hat, am gleichen Strang zieht und ebenfalls den Wunsch hegt, einfach mal abzuhauen und sämtliche Leistungsgedanken, die unsere Gesellschaft prägen, zu eliminieren. Hierzu kann ich keine Tipps geben, da bei uns keiner überzeugt werden musste.
3. Finanzen planen
Natürlich ist das ein sehr wichtiger Punkt. Wirklich rechtzeitig sollten Sie ganz klar wissen, wie viel Geld für die Auszeit benötigt wird – oder besser: wie viel zum Ausgeben da ist. Und natürlich müssen Sie berücksichtigen, dass während der Zeit keine Einnahmen auf dem Konto eintrudeln.
Im Grunde genommen brauchen Sie monatlich – bei ungefähr gleichem Lebensstandard – auch ungefähr genauso viel Geld, wie zuhause, falls Sie Ihre Wohnung/Haus aufgeben oder zwischenvermieten. Auch wenn die Nebenkosten in Spanien etwas günstiger sind, müssen Sie damit rechnen, dass der Stromverbrauch etwas höher ist, da in den Häusern oft keine Heizung vorhanden ist und es gilt, Alternativlösungen zu nutzen. Aber das ist wirklich überschaubar.
Wichtig ist, dass Sie Ihre jährlichen Ausgaben kennen. Legen Sie eine Liste an, gehen Sie die Kontoauszüge des Vorjahres durch und schuppdiwupp stehen da die laufenden Kosten des Vorjahres schwarz auf weiß fest. Mich trifft regelmäßig der Schlag, wenn ich die Summe dann – aufs Jahr hochgerechnet – sehe.
Nun wird Posten für Posten gemeinsam mit dem Partner durchgegangen und am besten notieren Sie, was vorübergehend stillgelegt oder sogar gekündigt werden kann. Das ist meistens ein Prozess von einigen Wochen, denn es ist schwer sich zu trennen oder loszulassen – sei es nur von einer blöden Miniversicherung, die ehedem keiner braucht oder natürlich auch von seiner liebgewonnenen Telefonnummer, die dann futsch ist, wenn man den Vertrag kündigt.
Im Zuge der Finanzplanung schreiben Sie sich auch die Kündigungsfristen sämtlicher Verträgen heraus, damit Sie rechtzeitig alles beieinander haben und nichts vergessen wird.
4. Stichtag/Abfahrtstag festlegen
Irgendwann – wenn klar ist, dass der Ausstieg ein „must have“ ist und Sie sich den Kopf genug über „Wenns und Abers“ zerbrochen haben, ist es ratsam, einen Stichtag festzulegen, an dem das neue Leben beginnen soll.
Also wir haben etwa ein Jahr vorher unseren Abfahrtstag festgesetzt und konnten dann in Ruhe laufende Projekte beenden, Kunden und Veranstalter informieren und auch anhand unserer Finanzen festlegen, wie lange wir in etwa wegbleiben könnten. Allerdings hat der Wunsch, eine weitere Auszeit zu machen, schon jahrelang in uns gegärt (hatten wir doch schon mal ein Jahr auf Mallocra verbracht)
Wenn der Stichtag dann plötzlich näherrückt, erscheint alles schrecklich kompliziert und man ist sicherlich versucht, den Tag weiter nach hinten zu verschieben, um die noch nötigen Vorbereitung ganz gechillt angehen zu können. Aber gechillt wird später. Erst wird geschafft.
Wir bleiben beim ursprünglichen Plan, hören auf, uns jammernd im Kreis zu drehen und packens an. Zwei wichtige Punkte sind sicherlich, nicht nur ein Ziel, sondern auch ein neues Domizil für die Auszeit zu finden.
5. Ziel festlegen
Wichtig ist im Vorfeld natürlich die Einigung auf ein Ziel oder die Art der Auszeit – das sollten Sie auf alle Fälle, einige Monate vor dem Abfahrtstag ungefähr im Kopf haben. Allerdings vermute ich, dass eine Weltreise z. B. per Wohnmobil schon eine etwas längere Planungsphase benötigt, als der vorübergehende Umzug an einen Zielort. Sollten Sie sich mit Ihrem Partner auf ein europäisches Ziel – z. B. wie ich auf das sonnige Spanien – geeinigt haben, wo Sie einfach ein Jahr leben wollen und idealerweise auch schon eine Region oder gar eine Stadt/Ortschaft für das Auszeitjahr erwählt haben, ist der Rest nicht mehr allzu dramatisch.
In der Regel ist es jedoch so, dass man zwar weiß, wo man ungefähr wohnen möchte, aber bei der Suche nach einem Domizil wird dann doch – bei den meisten von uns – der Geldbeutel den endgültigen Standort angeben.
6. Haus/Unterkunftssuche am Auszeitort
Per Internet suchen Sie einfach nach Immobilienmaklern in der Region, in der Sie aufschlagen wollen. Falls Sie kein „Ausländisch“ sprechen, suchen Sie sich einfach diejenigen heraus, die auf Deutsch im Netz anbieten. In der Regel antworten diese auch auf Deutsch – oder gar nicht.
Oder stöbern Sie auf privaten Plattformen unter dem Stichwort „Langzeitmiete“ nach passenden Häusern, Wohnungen, es gibt auch Türme! – oder was das Herz begehrt. Eine Anfrage sollte so knapp wie möglich gehalten werden, sodass auch die Nicht-deutsch-Sprecher die Möglichkeit haben, euch per per online-Übersetzer zu antworten.
Bei vielen, die eine Unterkunft vermieten, steht das Wort „Langzeitmiete“ nicht dabei – aber man kann die Bereitschaft dazu erkennen, wenn nicht nur der Tages/Wochenmietpreis, sondern auch ein Monatspreis genannt ist (schlau gell?) Auf den meisten Plattformen können Sie auch danach filtern.
Ja, wichtig wäre natürlich auch, nach einer möblierten Unterkunft zu suchen – sonst müssten Sie einen Großumzug starten. Auf den Plattformen kann man Entsprechendes auswählen.
Wenn Sie über einen Immobilienmakler mieten, haben Sie mehr Sicherheit, als bei einer Vereinbarung mit Privatleuten. Beim Makler bekommen Sie einen richtigen Mietvertrag, in dem die monatliche Miete, Nebenkosten etc. geregelt ist und in der Regel ist das vermietete Haus auch wirklich ein Haus und keine Garage. Im Gegensatz dazu ist es recht schwierig, Privatpersonen anhand eines Profils im Internet oder von E-Mail-Schriftverkehr richtig einzuschätzen. Die eigene leidvolle Erfahrung wütet noch heute in mir – dazu später mehr.
7. Ansehen oder nicht – ein Kurztrip sollte geplant werden
Zwischenzeitlich haben Sie sich – nach etlichen sicherlich „konstruktiv“ geführten Gesprächen mit Ihrem Partner – auf ein Domizil einigen können und der Abfahrtstag rückt in greifbare Nähe.
Jetzt haben Sie die Wahl:
- Vertrauen Sie der Privatperson/Immobilienfirma, die das gewünschte Objekt Ihrer Begierde anbietet und schließen Sie von der Ferne aus den Mietvertrag oder
- Nehmen Sie ein paar 100 Euro in die Hand und fliegen/fahren Sie hin, um sich die Unterkunft persönlich anzusehen – probewohnen wäre natürlich noch besser.
Nach meinen Erfahrungen, die Sie im Beitrag „So solltet ihr es nicht tun“, lesen können, ist Variante B auf alle Fälle zu bevorzugen. Sie ist die Nerven und Geldbeutel schonendere; jedenfalls gilt das für Spanien – vermutlich auch für das gesamte europäische Ausland.
Außerdem können Sie auf diese Art gleich mehrere Unterkünfte ansehen – sei es direkt über den Makler oder auch von Privatleuten.
Aus eigener Erfahrung weiß ich jedoch, dass Sie vor Ort nicht mehr als 5 Objekte ansehen sollten – sonst können Sie sich nie entscheiden. Am Ende ist nämlich nichts gut genug und auf einmal ist man auch bereit, sich finanziell doch ein größeres Budget für die Miete zu geben, als es ursprünglich eingeplant war und alles ufert aus.
Das gilt natürlich nicht für irgendwelche Villen, für die ein paar tausend Euro Monatsmiete berappt werden müssen. Falls Sie sich über Geld keine Gedanken machen müssen, suchen Sie sich natürlich das beste heraus! Dann müssen Sie den Kurztripp auch nicht so kurz und knapp wie möglich halten.
8. Was mache ich mit meiner Wohnung/Haus?
Wie Sie sicherlich schon stark vermutet haben, haben Sie hier auch wieder Varianten zur Auswahl:
A) Bei einem kompletten Auszug aus der Wohnung/Haus müssen die Möbel und Dinge, die nicht in die Auszeit mitkommen, bei Freunden oder in einem Lager eingelagert werden. Klar müssen Sie sich dann am Ende Ihrer Auszeit eine neue Wohnung/Haus suchen.
Vorteil:
- Totaler Neubeginn hinterher
- keine laufenden Kosten und
- kein Ärger/Zwischenfall während der Abwesenheit
Nachteil:
- Stress und Druck am Ende der Auszeit
- auch Mehrkosten, wenn man für die Wohnungssuche kurz zurückfliegen muss.
B) Sie vermieten Ihre Wohnung/Haus zwischen. D. h. Sie suchen sich für die Zeit der Abwesenheit einen Mieter, der in Ihre möblierte Wohnung einzieht. In diesem Fall verpackt man am besten die persönlichen Dinge, die nicht in der Wohnung belassen werden, in Kartons und lagert diese ein. Ein Unter-Mietvertrag muss geschlossen werden, das Einverständnis des Vermieters muss eingeholt werden.
Vorteil:
- Kein Stress bei der Rückkehr
- bei guter Kalkulation: evtl. höhere Mieteinnahmen als Sie im Ausland an Mietausgaben haben
- Es kümmert sich jemand um die Wohnung/Haus.
Nachteil:
- gerät bei Rückkehr das Leben bald wieder ins gleiche Fahrwasser
- Sie müssen künftig damit leben, dass ein Fremder seine großen Füße auf Ihre teure Wildledercouch gelegt hat und dass die Wohnung ein bisschen mehr abgewohnt ist (vielleicht gibt es auch Defekte oder sogar Schimmel).
C) sie lassen Ihre Wohnung/Haus einfach leer stehen und suchen sich jemanden, der ab und zu nach dem Rechten sieht.
Vorteil:
- Sie müssen sich keine Sorgen ums Geld machen – Sie haben sicherlich genug.
- Keine große Packerei ist nötig
- Kein Stress bei der Rückkehr
Nachteil:
- Sie kommen in Ihr Haus zurück, das Sie vermutlich vorher NICHT entrümpelt haben -Unzufriedenheit wird sich breit machen
- schnell gerät man wieder ins alte Fahrwasser
- Höhere Kosten entstehen, falls Mietzahlungen/ Schuldenrückzahlung bei dem eigenem Haus weiterlaufen.
- Vermutlich ist man während der Abwesenheit ständig in Sorge, dass alles in Ordnung ist – es sei denn man hat einen wirklich guten Housesitter gefunden.
- entstehen Kosten für den Housesitter.