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Wie Sie Kontakt mit Einheimischen aufnehmen

Falls Sie die Sprache beherrschen, ist der Supermarkt, irgendein Geschäft oder eine Bar eine wunderbare Möglichkeit hierfür.

 Frauen gehen einfach shoppen:

Interessanterweise sind viele Spanierinnen, wenn sie beim Einkaufen sind oder an der Kasse anstehen unglaublich kommunikativ. Sie sprechen mit der Kassiererin und in das Gespräch wird der darauffolgende Kunde ebenfalls meistens mit einbezogen. So entsteht eine lebhafte Diskussion über irgendwelche Punktekarten oder Rabatte oder Nachlässe auf mangelhafte Ware oder übers Wetter oder sonst was. Verlässt die eine Kundin den Markt, kann die darauffolgende das Gespräch durchaus weiterführen – wenn sie es vorher verstanden hat. Manchmal diskutiert sogar eine ganze Reihe Wartender miteinander. Dieses Phänomen konnte ich schon in großen Kleidungsgeschäften beobachten. Vielleicht liegt es daran, dass Spanier ganz unglaublich geduldige Warter sind. Deshalb sind sie einfach entspannt, wenn sie anstehen, weil sie eh nichts an der Situation ändern können und machen es sich so bequem wie möglich.

Die Kassiererin nimmt sich meistens auch Zeit für ein Pläuschchen – kein Problem.

In der Post z. B. sind die Angestellten für mein Dafürhalten besonders empfänglich für Pläuschchen. Für den Kunden, der gerade an der Reihe ist, ist das natürlich sehr angenehm und persönlich. Für die Wartenden, die bereits Wurzeln geschlagen haben, weniger. Aber für Bequemlichkeit wurde nun gesorgt: nun ziert den Wartebereich der Post eine einfache Bank, auf der man nun chillen kann, bevor man drankommt.

Also: wenn Sie sich trauen, können Sie beim Schlangestehen ohne Probleme mit  Smalltalk Ihre Sprachkenntnisse prüfen.

Für Kontaktaufnahme unter Männern ist eine Bar erste Wahl:

Ja, laut sämtlicher Reiseführer und auch früherer Erfahrungen sollte die Kontaktaufnahme dort ganz einfach sein, wenn Mann sich mit Fußball etwas auskennt.

Spanier seien fußballfanatisch hieß es ständig. Das einzige Thema in Bars sei der Fußball. Mir persönlich scheint, dass sich das gewandelt hat. Zwar sind tatsächlich hauptsächlich Männer in oft sehr einheimisch wirkenden Bars anzutreffen, aber in etwas moderneren Bars oder Cafes sitzen natürlich auch Frauen. Aber wir sind ja gerade bei den Männern.

Eigentlich – soweit ich das mitbekomme – drehen sich die Gespräche dort jedoch kaum um Fußball (jedenfalls nicht in unserer Stammbar). Das Wetter, wie die Fische gebissen haben, was in der Lotterie zu gewinnen ist oder welche Korruption nun wieder die spanische Wirtschaft erschüttert, sind offenbar doch interessantere Themen als Fußball. Könnte natürlich auch an der hoffentlich schon bald vergessenen Niederlage der spanischen Nationalmannschaft im schwärzesten Jahr ihrer Geschichte – 2014 – liegen.

Also wenn Mann in die Bar hineingeht und sich an den Tresen setzt oder stellt, kommt Mann – auch ohne das Thema Fußball – mit Sicherheit ins Gespräch, wenn er will.

Andere anwesende spanische Thekenbesucher beziehen den Neuen oder auch Ausländer gerne mit in das Gespräch ein – auch wenn dieser der Sprache nicht so mächtig ist. Das scheint dem Spanier sogar erst Recht Herausforderung zu sein. Er spricht dann eindeutig lauter und deutlicher, wenn auch nicht deutscher. Dazu rückt er einem meist dicht auf die Pelle, damit der Fremde auch die lebendige Mimik seines Gesichtes, die die Worte unterstreichen soll, deuten kann – häufig ist auch die Getränkekarte zu riechen.

Noch klarer wird die Aussage des Einheimischen natürlich durch wildes Gestikulieren, das die Mittelmeerbewohner ja schon in die Wiege gelegt bekommen. Insgesamt ist diese Art der Kontaktaufnahme die lebhafteste und natürlich auch anstrengendste, aber interessanteste.

 

Die neue Sprache

Ooh das ist ein Thema:

Ohne Frage ist es wichtig und sinnvoll, auch die Sprache des Landes zu lernen, in dem ihr künftig leben wollt- auch wenn es nur vorübergehend ist. Es muss nicht alles perfekt sein, mit Grundkenntnissen lässt sich schon einiges anfangen.

Allerdings geht das oft langsamer als man denkt. Gut ist es, wenn ihr euch von zuhause aus schon sämtliche Lernmaterialien und die 150 Wörterbücher, die man eventuell brauchen könnte, besorgt habt. Denn am Zielort werdet ihr diesbezüglich vermutlich nicht fündig werden, insbesondere nicht in der Auswahl, die ihr in Deutschland habt.

Auch auf E-Learning würde ich in der Auszeit nicht unbedingt setzen, denn – erstens sitzt man dann stundenlang vor dem Computer, während draußen das schöne Wetter lockt und zweitens braucht man auch eine stabile Internetverbindung.

So ein Sprachkurs, den ihr im Vorfeld noch zuhause macht, bietet doch auch gewisse Vorteile:

Ihr könnt den Lehrer solange befragen, bis ihr es kapiert habt und schon allein bei einer der ersten Aufgaben im Lehrbuch „Sagen Sie auf Spanisch, warum Sie die Sprache lernen wollen“ könnt ihr natürlich mit: „weil ich ein Jahr Auszeit dort mache“, positives Interesse der anderen oft in sich gekehrten Teilnehmer wecken- und schon ist die Stimmung aufgelockert.

Natürlich könnt ihr auch im Selbststudium die Sprache – zumindest grob – lernen. Also ich persönlich schwöre ja auf das schön kleine und dünne Sprachkurs-Buch von Hueber „In 20 Tagen Spanisch“ mit CD. Ich hab es zwar nicht in den 20 angekündigten Tagen geschafft – leider habe ich trotz vorherigem Sprachkurs ein ganzes Jahr dafür gebraucht, aber ich finde es echt gut. Mit diesen Grundkenntnissen kann man sich schon verständlich machen und das Buch lässt sich gut in jede Tasche quetschen, oder man trägt es bei Wanderungen einfach in der Hand und lernt nebenbei.

Für eine – wenn auch holprige -Unterhaltung ist natürlich Voraussetzung, dass der Ansprechpartner euch verstehen will!!!! Jaaaa – das ist natürlich insbesondere in Spanien/Katalonien ein großes Thema. Denn dort könnt Ihr mit euren mühsam erworbenen hochspanischen Brocken nicht sonderlich punkten.

Dort hat das Katalanische das Hochspanische (Castellano) abgelöst. D. h. die Katalanen pflegen tatsächlich eine eigene Sprache (die sie auf keinen Fall als Dialekt bezeichnet haben wollen). Ganz extrem kann man das auf Mallorca empfinden. Dort gibt es kein Straßenschild oder Amtsformular, das nicht auf Katalanisch wäre. Zusätzlich sprechen die Bewohner dieser idyllischen Insel auch noch ihren ganz ureigenen Dialekt – nämlich Mallorqui(n), ein Riesenthema.

Aber wir sind ja hier an der Costa del Azahar, die sich im Gebiet Valencia befindet, das direkt an Katalonien angrenzt. Da ist es schon besser. Die Einheimischen sprechen zwar den Dialekt Valencian (der stark an Katalanisch erinnert), jedoch auch Hochspanisch (Castellano) und die Schilder in den Supermärkten sind – anders als in Katalonien – für Ausländer wie mich verständlich auf Hochspanisch beschriftet, was in der Obst- und Gemüseabteilung der Märkte, in denen man seine Ware noch nach Eingabe einer Kennziffer selbst wiegt, ein ganz wichtiger Punkt ist.

Deutsch oder Englisch sprechende Spanier findet man aber insgesamt eher selten. Hier an der Costa del Azahar sprechen viele etwas Französisch und ein kleiner Bruchteil von Verkäufern oder Kellnern kann auch ein bisschen Englisch.

Verlasst euch also auf keinen Fall drauf, dass an eurem Zielort – speziell spreche ich für Spanien – Deutsch oder Englisch gesprochen wird. Das könnt ihr knicken – übrigens gilt das auch für Mallorca!

Also, wer sein Sabbatical – oder auch selbstfinanzierte Auszeit – hier in der Region Valencia verbringen möchte, lernt am besten etwas Hochspanisch. Da heißt die Erdbeere dann wie es sich gehört „fresa“ und nicht, wie in Katalonien „maduixa“.