Klar möchte keiner gerne Maklerkosten bezahlen – so auch wir natürlich! Aber leider sind wir ganz schön hereingefallen, als wir uns auf eine private Ebay-Kleinanzeige hin, eine „kleine Finca auf dem Lande an der Costa Dorada mit 10.000 m² Grund, auf dem Zitrus-, Mandelbäume und Palmen stehen“, gemietet haben, ohne vorher hinzufliegen und es anzusehen.
Wir dachten echt an Schicksal, als uns die Besitzer – auch noch auf Deutsch! – in sehr nettem E-Mail-Verkehr mitteilten, dass der vorherige Interessent gerade abgesagt hätte und das Haus tatsächlich frei wäre.
Wir sahen uns auf dem richtigen Weg, da wir so ein tolles Domizil ohne Maklergebühr und auch noch zu einer unglaublich günstigen Monatsmiete bekommen sollten.
Nach einigem Schriftverkehr haben wir dann einen Mietvertrag aus der Ferne unterzeichnet – auch auf Deutsch – und unseren potenziellen Vermietern zugemailt. Auch die Kaution haben wir wie gewünscht bezahlt, denn wir waren sicher, dass es sich um ordentliche Leute handelte. Alles war für beide Seiten in Ordnung. Sogar einen Dauervertrag für die Mietzahlungen hatten wir schon so eingerichtet, dass die erste Mietzahlung pünktlich zum 1. des Monats auf deren Konto war. Alles korrekt, wie das bei uns Deutschen eben so ist.
Ihr ahnt es sicherlich schon: Als wir mit unserem voll beladenen Auto und Sack und Pack voller Erwartung und Vorfreude auf die Auszeit dort ankamen, hat uns der Schlag getroffen: Wir standen weniger vor einem Haus, als vor einer arg heruntergekommenen Hütte. Nach dem ersten Schock – auch über das doch etwas verwahrloste Aussehen der Besitzer, mit denen wir so nett kommuniziert hatten, betraten wir mit sehr gemischten Gefühlen das Innere der Hütte und sahen unsere Befürchtung bestätigt: es konnte noch schlimmer kommen.
Die „Innenausstattung“, die aus schmutzigen, verlotterten und halbkaputten Möbeln und Geräten bestand, beschreibe ich hier lieber nicht näher, auch nicht die aufgerissenen Wände, denn es soll doch ein positiver Blog werden!! Bei näherer Betrachtung handelte es sich schon um die gleichen Möbel, wie auf den Fotos, die uns als aktuelle Fotos zugesandt wurden, aber eben 20 Jahre älter und vermutlich auch 20 Jahre nicht geputzt.
Eigentlich müsste ich es gar nicht mehr schreiben, denn Sie können es sich schon denken:
Die angekündigten 10.000 m² Grund bestanden aus Erd- und Steinhaufen, auf denen Müll lag, einem frisch gepflanzten Zitronenbäumchen, mit gerade mal einem Ästchen und einer kaputten Palme, in der der Palmenrüssler gerade sein wüstes Werk beendet hatte. Nach den Mandelbäumen haben wir nicht mehr gefragt.
Am allerschärfsten war jedoch, dass die beiden, denen das Haus gehört, noch richtig dort wohnten – eigentlich hatten sie es schon seit zwei Tagen an uns vermietet, aber irgendwie machten sie keine Anstalten auch wirklich aus dem Haus auszuziehen. Der Mann saß gemütlich auf „unserer“ Couch, schaute Fernsehen und seine Frau bereitete ihm einen cafe con leche zu, während wir mit unseren Koffern dastanden. Das war etwas schräg.
Auch die mit Fleischteilen und anderem nicht erkennbarem Zeug vollgestopfte Kühltruhe, deren Inhalt sie uns großzügigerweise komplett überlassen wollten, jagte uns einen Schauer über den Rücken.
Jedenfalls wussten wir nun nicht recht, was wir tun sollten, denn wir waren gerade 1600 km von Deutschland aus angereist, unsere Wohnung war anderweitig vermietet und unsere nötigsten Sachen würden in den nächsten Tagen per Spedition auf der „Finca“ angeliefert werden.
Tja, deshalb lösten wir unseren Mietvertrag an Ort und Stelle auf, verabschiedeten wir uns höflich und quartierten uns erst mal in einem Hotel in der nächstgelegenen Stadt ein, um zu überlegen wie es weitergehen sollte.
Das ordentliche Hotelzimmer und das saubere Badezimmer ließen uns wieder zu uns selbst kommen und nach einigen Beruhigungs-Cervezas konnten wir sehr gut schlafen.